Donnerstag, 29. August 2013

Ein Frühling in Tschernobyl


Ein Graphic-Novel von Emmanuel Lepage (Autor und Zeichner)









Klappentext:
26. April 1986. In Tschernobyl beginnt der Reaktorkern des Atomkraftwerks zu schmelzen. Eine radioaktive Wolke zieht über mehrere tausend Kilometer hinweg, ohne dass irgendjemand davon weiß – und sich davor schützt. Es ist die größte Nuklearkatastrophe des 20. Jahrhunderts, die zehntausende Opfer fordern wird.
Emmanuel Lepage ist zu dieser Zeit 19 Jahre alt. Ungläubig sieht und hört er die Nachrichten im Fernsehen. 22 Jahre später, im April 2008, fährt er nach Tschernobyl, um mit seinen Texten und Zeichnungen vom Dasein der Überlebenden und ihrer Kinder in dem hochverseuchten Gebiet zu erzählen. Als er beschließt, auf Anfrage des Vereins Dessin’acteurs dort hinzufahren, hat Lepage das Gefühl, dem Tod entgegenzutreten. Als er im Zug sitzt, der ihn in die Ukraine bringt, geht ihm eine Frage nicht mehr aus dem Sinn: Warum bin ich hergekommen?

Kommentar:

Vor uns liegt ein fantastischer Graphic-Novel. Die Geschichte liest sich einerseits als ein zeitkritisches Dokument über das Leben in der Gefahrenzone nach der atomaren Katastrophe in Tschernobyl (1986). Andererseits wird eine Geschichte über die persönlichen Empfindungen des Autors mit Blick auf das gegenwärtige Leben mit vielen surrealen Bilder, verfallenen Ruinen und technischen «Meisterleistungen», erzählt. Es ist eine beeindruckende Suche nach der Visualisierung des Schreckens des atomaren GAU’s.
Die Zeichnungen sind überwiegend in schwarz-weiss gehalten und sehr ausdruckstark. In vielen Sequenzen kommt Emmanuel Lepage mit wenig Text aus. Seine Zeichnungen sprechen für sich. Aber es tauchen auch immer wieder farbige Bilder auf, weil der Ort nicht nur einen tristen Eindruck macht.
Emmanuel Lepage ist ein großartiger Comic gelungen, dessen Handlung und Bildsprache perfekt aufeinander abgestimmt sind. Inhaltlich und künstlerisch vermag er zu überzeugen. Er nähert sich einem zeithistorischen und politisch aktuellen Thema mit einem hohen künstlerischen Anspruch!

Roter Strand (Bd. 1) und Blauer Horizont (Bd. 2)


Ein Comic von Didier Quells-Guyot (Autor) und Sébastien Morice (Zeichner)






Klappentext Band 1 und 2:
Papeete auf Tahiti, 1914. Der Krieg ist weit weg und hat kaum Auswirkungen auf das festliche und unbeschwerte Leben auf der Paradiesinsel. Das ändert sich jedoch schlagartig, als deutsche Kriegsschiffe vor der Küste auftauchen und kurz darauf mehrere Frauen ermordet aufgefunden werden. Ein Fall für Simon Combaud, der auf der Insel weilt, um einen vor 15 Jahren in Paris begangenen Mord aufzuklären.

Ein spannender Thriller von Didier Quella-Guyot und Sébastien Morice mit historischem Hintergrund, der uns in die farbenfrohe und sonnengetauchte Südsee entführt.

Kommentar:

In zwei Bänden wird vor exotischer Kulisse ein spannender Krimi erzählt, der in die Ferne führt und an das damalige ruhige, verträumte Leben der Menschen auf der Insel Tahiti erinnert. Geschickt hat der Autor, Didier Quella-Guyot, den realen Angriff durch deutsche Kriegsschiffe in eine fiktive Krimigeschichte eingebunden. Auf die letzten Seiten befinden sich Informationen zu Tahiti sowie ein paar Schwarz-Weiß-Fotografien und Skizzen. Interessant sind auch die dort beschriebenen historischen Persönlichkeiten, wie der französischen Maler Paul Gauguin (1848-1903), Königin Marau Taaroa sowie Leutnant Maxime Destremau.
Der Illustrator Sébastien Morice präsentiert abwechslungsreiche Darstellungen. Es werden mit kräftigen Farben Blickduelle, Bild-in-Bild-Darstellungen und unberührte Landschaften, die in frischen, saftigen Grüntönen gezeichnet sind, präsentiert. Interessant gemacht sind auch die kleinen Kommentarzettel von verschiedenen Protagonisten, die jeweils eine eigene Schriftfarbe aufweisen und die Panels unterstützen.
Insgesamt bietet "Tatort Tahiti eine exotische Kulisse mit zum Teil undurchschaubaren Charakteren und Details historischer Gegebenheiten. Eine durchaus packende Geschichte und empfehlenswert.

Dienstag, 13. August 2013

Wagner


Ein Graphic-Novel von Andreas Völlinger (Szenario) und Flavia Scuderi (Illustrationen)









Klappentext:
Wagner gilt als einer der genialsten Komponisten der Musikgeschichte, als musikalischer wie politischer Revolutionär, aber gleichzeitig auch als Doktrinär, Antisemit und Opportunist. Sein Leben war unstet und von dramatischen Höhen und Tiefen geprägt, seine Musik begeistert bis heute Millionen. Zu seinem 200-jährigen Geburtstag erscheint neu nun erstmals seine Biografie und seine Werkgeschichte als Graphic Novel.
Flavia Scuderi und Andreas Völlinger gehen das Wagnis ein, sich auf diese ebenso übergroße wie umstrittene Ikone der Musikgeschichte einzulassen, und begeben sich auf die Spur von Richard Wagner als Künstler und als Mensch. Sie verschränken in dieser Graphic Novel auf geniale Weise seine kreative Kraft und sein musikalisches Wirken mit seiner überaus spannenden Lebensgeschichte.

Kommentar:
Auf gut 40 Seiten wird das Leben Richard Wagners nacherzählt bzw. gezeichnet. Das ist kein einfaches Unterfangen, hat der Mann doch einiges in seinem Leben «durchgemacht». Ich war nie von Wagners Musik begeistert und auch sein Antisemitismus, der von den Nazis nachher für ihre Propaganda instrumentalisiert wurde, stimmt nachdenklich.
Nichtsdestotrotz liegt eine gelungene Graphic-Novel vor, die uns über alle wichtigen Stationen in Wagners Leben informiert: sein Hang zum Anarchismus, sein Antisemitismus, seine Egomanie, seine Frauen, seine Mäzene und selbstverständlich sein musikalisches Schaffen. Nach Lesung dieser Biographie ist man so zu sagen fit für Wagner.
Das Buch ist gut gezeichnet, die Texte gehaltvoll den Illustrationen angepasst. Die Idee, die Geschichte Wagners gekonnt aus der Perspektive des musikalischen Wegbegleiters Hans von Bülow zu erzählen, ergibt eine extra Dimension. Vergleicht man diesen Comic mit jenem über Egon Schieles Leben (aus dem gleichen Verlag,Knesebeck), vermisse ich hier doch ein wenig die Gefühltiefe des Künstlers. Aber alleweil ist dieser Comic eine dicke Leseempfehlung wert.

Hinweis:
Für diejenigen, die sich diese Comic am iPhone oder iPad zu Gemüte führen möchten, gibt es im App-Store für Fr. 3.00 das «Wagnerwahn» App. Nebst der animierten Comic-Geschichte gibt es noch zusätzlich abrufbare Informationen. Selbstverständlich alles mit Wagners Musik untermalt.


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