Ein Graphic-Novel von Emmanuel Lepage (Autor und Zeichner)
Klappentext:
26. April 1986. In Tschernobyl beginnt der
Reaktorkern des Atomkraftwerks zu schmelzen. Eine radioaktive Wolke zieht über
mehrere tausend Kilometer hinweg, ohne dass irgendjemand davon weiß – und sich
davor schützt. Es ist die größte Nuklearkatastrophe des 20. Jahrhunderts, die
zehntausende Opfer fordern wird.
Emmanuel Lepage ist zu dieser Zeit 19
Jahre alt. Ungläubig sieht und hört er die Nachrichten im Fernsehen. 22 Jahre
später, im April 2008, fährt er nach Tschernobyl, um mit seinen Texten und
Zeichnungen vom Dasein der Überlebenden und ihrer Kinder in dem hochverseuchten
Gebiet zu erzählen. Als er beschließt, auf Anfrage des Vereins Dessin’acteurs
dort hinzufahren, hat Lepage das Gefühl, dem Tod entgegenzutreten. Als er im Zug
sitzt, der ihn in die Ukraine bringt, geht ihm eine Frage nicht mehr aus dem
Sinn: Warum bin ich hergekommen?
Kommentar:
Vor uns
liegt ein fantastischer Graphic-Novel. Die Geschichte liest sich einerseits als
ein zeitkritisches Dokument über das Leben in der Gefahrenzone nach der atomaren
Katastrophe in Tschernobyl (1986). Andererseits wird eine Geschichte über die persönlichen
Empfindungen des Autors mit Blick auf das gegenwärtige Leben mit vielen
surrealen Bilder, verfallenen Ruinen und technischen «Meisterleistungen»,
erzählt. Es ist eine beeindruckende Suche nach der Visualisierung des Schreckens
des atomaren GAU’s.
Die
Zeichnungen sind überwiegend in schwarz-weiss gehalten und sehr ausdruckstark.
In vielen Sequenzen kommt Emmanuel Lepage mit wenig Text aus. Seine Zeichnungen
sprechen für sich. Aber es tauchen auch immer wieder farbige Bilder auf, weil
der Ort nicht nur einen tristen Eindruck macht.
Emmanuel Lepage ist ein großartiger Comic gelungen, dessen Handlung und
Bildsprache perfekt aufeinander abgestimmt sind. Inhaltlich und künstlerisch
vermag er zu überzeugen. Er nähert sich einem zeithistorischen und politisch
aktuellen Thema mit einem hohen künstlerischen Anspruch!