Ein Graphic Novel von Miguelanxo Prado
Klappentext:
Diese erste Graphic Novel von Miguelanxo Prado
beschäftigt sich mit dem persönlichen Erinnern. Dem Erinnern als Essenz unserer
Existenz, als die Wahrnehmung unseres eigenen Lebens. Das mag sich
philosophisch anhören, aber letztendlich handelt sie doch von einer Handvoll
Menschen, die sich gegenseitig helfen oder verletzen, einige von ihnen
verlieben sich ineinander, andere klammern sich an ihre Erinnerungen um deren
Versiegen zu vermeiden. Wir sind, was wir erinnern. Aber die Erinnerung ist
kein objektives und unveränderliches Register. Sabela versucht durch Fidels
Erinnerungen eine Geschichte wieder zusammenzubauen, einen Teil ihrer eigenen
Geschichte. Doch immer mehr Fäden und andere Personen und andere Erinnerungen
verweben sich in diesen Versuch einer Rekonstruktion. Weil wir auch das sind, an
was die anderen sich erinnern. Und in diesen Erinnerungen gibt es Liebe und
Zuwendung, Ablehnung und Hass. Deshalb ist das Erinnern nicht harmlos. Doch wer
sich nicht erinnert, lebt nicht.
Kommentar:
Diese Graphic Novel hat es in sich
bzw. ist die Beste, die ich in den letzten Monaten gelesen habe! Die Geschichte
ist packend, berührt und könnte ohne weiteres als Roman «umgeschrieben» werden.
Ich habe Sie zweimal hinter einander gelesen und werde sie sicher noch ein
drittes Mal lesen. Es ist vieles darin verpackt: Das älter werden und die
Erinnerungen in richtige Reihenfolge und Kontext bringen. Das einsam sein und
sich mit Erinnerungen am Leben zu halten. Erinnerungen als Qual, als offene
Rechnung, die sich nur schwer begleichen lässt. Es handelt sich um Vorurteile
und gleichzeitig um Vertrauen und Misstrauen. Die Geschichte lädt den Leser
dazu ein, sich Gedanken darüber zu machen, was das Leben wirklich ausmacht.
Die kreidestrichartige Maltechnik Miguelanxo Prados
ist ein Kunstwerk für sich. Die transparent dargestellten Sprechblasen, die zwar
auf dem ersten Blick irritieren bzw. die Lesbarkeit einschränken, sind gekonnt
in die Zeichnungen integriert und stören das Gesamtbild nicht. Die Panels, ergänzt
durch vereinzelte Landkarten, Notizzettel, Buch-Auszüge oder quasi offizielle Dokumente
machen daraus eine leicht zu lesende und gut verständliche, grossartige Graphic
Novel.