(Post) Moderne Heldenbilder
Hans Christian Hillmann von der Universität Konstanz referiert am Dienstag, 9. Dezember 2014 im Raum für Literatur über die politische Geschichte von Superheldencomics, von ihren Anfängen als Propagandamittel im Zweiten Weltkrieg bis zu ihrer Verarbeitung der Geschehnisse von 9/11.
Comics führen als Kunstform ein Schattendasein. Ihnen haftet der Ruf als seichte Unterhaltung für Kinder an. Dabei ist sowohl die Kunstform, als auch ihr Publikum mittlerweile erwachsen geworden. Dies gilt auch für Superheldencomics – mit Folgen.
Das Genre des Superheldencomics wird 1938 mit Superman
geboren. Schnell verwandeln sich die Helden in Capes und engen
Ganzkörperanzügen zu Publikumslieblingen. Als die faschistische Bedrohung in
Europa wächst, werden langsam Stimmen laut, die für den Kriegseintritt der USA
werben. Schon bald formuliert sich diese Forderung auch in Comics, und noch
bevor die ersten US-Truppen in Bewegung gesetzt werden, schlägt Captain America
Adolf Hitler und seine Nazischergen in bunten Bildern in die Flucht. Superman
und Batman werben für Kriegsanleihen und Soldaten entdecken Comics für sich.
Zusammenbruch einer
Industrie
Das Ende des Zweiten Weltkrieges läutet auch den
Niedergang der Comic-Industrie ein. Neben den schwindenden Verkaufszahlen wird das
Medium durch Zensurmaßnahmen bedroht. Superhelden verschwinden aus den Regalen.
Ihre Wiedergeburt im „Silver Age of Comic Books“ beginnt harmlos, doch schon
bald werden Comics wieder zu einem Kommentarmedium für gesellschaftspolitische
Fragen. Schließlich widersetzt man sich offen der Zensur und das Genre beginnt,
offen und unverschlüsselt ethische Fragen über Macht und Ideologie zu
diskutieren. Was würde Superman tun, wenn er ein Sowjet wäre? Darf man den
Übermenschen schaffen und die Welt nach seinem eigenen Willen formen? Müssen
Superhelden staatlicher Kontrolle unterworfen werden oder ihrerseits Staaten
kontrollieren?
Ein Vortrag für alle, die sich mit
Comics beschäftigen oder einen vertieften Blick in ein unterschätztes Genre
werfen wollen.
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GdSL-Vortrag "Post
Scriptum – Literaturwissenschaft in der Hauptpost" Dienstag, 9. Dezember
2014 // 19.30 Uhr
Raum für Literatur //
Hauptpost St. Gallen // Eingang St. Leonhardstrasse 40, 3. Stock
Eintritt: 15 CHF,
ermässigt 10 CHF, für GdSL-Mitglieder kostenlos
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