Mittwoch, 5. März 2014

Carlos Gardel: die Stimme Argentiniens

Ein Graphic Novel von José Muñoz (Autor) und Carlos Sampayo (Illustrationen)



















Klappentext:
Am 24. Juni 1935 verliert die Musik bei einem Flugzeugunglück einen ihrer ersten Weltstars: Carlos Gardel, die wichtigste Persönlichkeit des Tango, die Stimme Argentiniens, ein Mythos bereits zu Lebzeiten.
Seine Landsleute Carlos Sampayo und José Muñoz («Alack Sinner») haben dem großen Tangosänger und –komponisten nun einen Comic von unvergleichlicher Eleganz gewidmet, der die steifen Pfade der biografischen Comics weit hinter sich lässt. Atmosphärisch dicht, sinnlich, voller Leben und Musik, so zeigen sie den Aufstieg des geheimnisumwitterten Carlos Gardel in Buenos Aires und liefern darüber hinaus ein eindrucksvolles Sittengemälde Argentiniens im frühen 20. Jahrhundert.

Autoren-Info:
Carlos Sampayo, geboren 1943 in Argentinien, emigrierte aus politischen Gründen nach Spanien, wo er die Bekanntschaft von José Muñoz machte, für den er in der Folge Szenarios für “Alack Sinner” und die Comic-Biografie der Jazz-Sängerin «Billie Holiday» (deutsch beide bei Edition Moderne) verfasste. Neben Comics schreibt Carlos Sampayo auch Romane und arbeitet als Musikkritiker.

José Muñoz, geboren 1942 in Buenos Aires, Argentinien, siedelte in den frühen Siebzigerjahren nach Europa über. Mit den Hard-boiled-Krimis um «Alack Sinner» etablierte José Muñoz seinen schnörkellos-expressiven Zeichenstil, für den er sowohl auf dem Comic-Salon Erlangen geehrt wurde, als auch mit dem “Grand Prix de la Ville d’Angoulême”, der wichtigsten Auszeichnung des europäischen Comics.

Kommentar:
Ohne diesen Comic hätte ich nie gewusst, wer Carlos Gardel war. Das Porträt über die Tango-Legende wagt sich an ein Nationalheiligtum. Die Geschichte pendelt zwischen Gegenwart und Vergangenheit hin und her. Gardel wird (neben einigen Flashbacks in seine Kindheit und Jugend) umworbener Star auf dem Höhepunkt seiner Karriere Anfang der 30er Jahre gezeigt. Rätselhaft bleibt sein Verhältnis zu den Frauen – er hat eine Verlobte, die er nie trifft, begegnet zahlreichen Frauen, ohne dass Affären konkret belegt sind, pflegt ein intensives Verhältnis zu seiner Mutter – die möglicherweise gar nicht seine leibliche ist. Diese und andere ungeklärte Fragen wie seine dubiosen Beziehungen zu Politikern, Gangstern und Anarchisten, werden aus der Perspektive einer fiktiven Talkshow des Jahres 2000 beleuchtet, wo sich zwei Gardel-Experten verbissen über die Legende streiten – war er schüchtern oder schwul, ein Spieler, ein rücksichtsloser Opportunist ohne Gewissen, stand er gar den Kommunisten nahe?  

Obwohl der Zeichnungsstil von José Muñoz nicht mein Ding ist, überzeugt die Arbeit, die in den wohl härtesten schwarzweissen Kontrasten wiedergegeben ist, die es im Comic überhaupt gibt. Gezielte Pinseltupfer hie und da genügen dem Zeichner, um eine Stimmung, eine Vision der 30er Jahre zu erschaffen. Die einzelnen Panels sind schön und detailreich.







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