Klappentext:
Am 24. Juni 1935 verliert die Musik bei einem
Flugzeugunglück einen ihrer ersten Weltstars: Carlos Gardel, die wichtigste
Persönlichkeit des Tango, die Stimme Argentiniens, ein Mythos bereits zu
Lebzeiten.
Seine Landsleute Carlos Sampayo und José Muñoz («Alack
Sinner») haben dem großen Tangosänger und –komponisten nun einen Comic von
unvergleichlicher Eleganz gewidmet, der die steifen Pfade der biografischen
Comics weit hinter sich lässt. Atmosphärisch dicht, sinnlich, voller Leben und
Musik, so zeigen sie den Aufstieg des geheimnisumwitterten Carlos Gardel in
Buenos Aires und liefern darüber hinaus ein eindrucksvolles Sittengemälde
Argentiniens im frühen 20. Jahrhundert.
Autoren-Info:
Carlos Sampayo, geboren 1943 in Argentinien,
emigrierte aus politischen Gründen nach Spanien, wo er die Bekanntschaft von
José Muñoz machte, für den er in der Folge Szenarios für “Alack Sinner” und die
Comic-Biografie der Jazz-Sängerin «Billie Holiday» (deutsch beide bei Edition
Moderne) verfasste. Neben Comics schreibt Carlos Sampayo auch Romane und
arbeitet als Musikkritiker.
José Muñoz, geboren 1942 in Buenos Aires,
Argentinien, siedelte in den frühen Siebzigerjahren nach Europa über. Mit den
Hard-boiled-Krimis um «Alack Sinner» etablierte José Muñoz seinen
schnörkellos-expressiven Zeichenstil, für den er sowohl auf dem Comic-Salon
Erlangen geehrt wurde, als auch mit dem “Grand Prix de la Ville d’Angoulême”,
der wichtigsten Auszeichnung des europäischen Comics.
Kommentar:
Ohne
diesen Comic hätte ich nie gewusst, wer Carlos Gardel war. Das Porträt
über die Tango-Legende wagt sich an ein Nationalheiligtum. Die Geschichte
pendelt zwischen Gegenwart und Vergangenheit hin und her. Gardel wird (neben
einigen Flashbacks in seine Kindheit und Jugend) umworbener Star auf dem
Höhepunkt seiner Karriere Anfang der 30er Jahre gezeigt. Rätselhaft bleibt sein
Verhältnis zu den Frauen – er hat eine Verlobte, die er nie trifft, begegnet
zahlreichen Frauen, ohne dass Affären konkret belegt sind, pflegt ein
intensives Verhältnis zu seiner Mutter – die möglicherweise gar nicht seine
leibliche ist. Diese und andere ungeklärte Fragen wie seine dubiosen
Beziehungen zu Politikern, Gangstern und Anarchisten, werden aus der
Perspektive einer fiktiven Talkshow des Jahres 2000 beleuchtet, wo sich zwei
Gardel-Experten verbissen über die Legende streiten – war er schüchtern oder
schwul, ein Spieler, ein rücksichtsloser Opportunist ohne Gewissen, stand er
gar den Kommunisten nahe?
Obwohl der Zeichnungsstil von José Muñoz nicht
mein Ding ist, überzeugt die Arbeit, die in den wohl härtesten schwarzweissen
Kontrasten wiedergegeben ist, die es im Comic überhaupt gibt. Gezielte
Pinseltupfer hie und da genügen dem Zeichner, um eine Stimmung, eine Vision der
30er Jahre zu erschaffen. Die einzelnen Panels sind schön und detailreich.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen